Ein Kilo Wolle für ein Sixpack Bier

Hoch oben in den Anden, wo die Luft dünn ist und nur wenig wächst, lässt Timoteo Condori den Blick über die Weiden wan- dern, die ihm in letzter Zeit so viel Sorge bereitet haben. Der kal- te Wind bläst unnachgiebig, das gelbe Gras liegt platt wie Stroh am Boden. Eine karge Landschaft, 4500 Meter über dem Meeres- spiegel, einzig belebt von einer Herde Alpakas. Die Tiere trotten durch die Ebene und rupfen an Grasbüscheln. «Alles, was ich tue, ist kämpfen», sagt Condori. So weit er zurückdenken kann, hat seine Familie Alpakas gezüchtet. Jetzt ist er siebzig Jahre alt und hat Angst, dass seine Generation die letzte sein könnte, die mit der Wolle der Tiere ihren Lebensunterhalt verdient.

Zusammen mit seiner Frau und den sechs Söhnen hält Condori 170 Alpakas. Die Arbeit beginnt um vier Uhr morgens und endet um sechs Uhr abends, wenn die Tiere zurück zum Hof kommen, wo die Familie sie füttert, pflegt und einmal im Jahr schert. Ihre Wolle ist kostbar. Fernab der Hochanden wird aus ihr Kleidung hergestellt, die für viel Geld verkauft wird. Aller- dings ist der Gewinn der Condoris gering: Mit dem Vlies, der nach der Schur noch zusammenhängenden Wolle, verdienen sie etwa 1700 Franken pro Jahr – zu wenig zum Überleben.

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