Professur oder arbeitslos

Als Zofia Wójcik mit 25 Jahren anfing zu promovieren, hätten die Voraussetzungen nicht besser sein können. Die junge Frau hatte ihren Master in Europäischer Literatur an der University of Cambridge abgeschlossen. Davor hatte sie an der ebenso renommierten University of Oxford studiert. „Als ich dann die Finanzierung für mein Projekt bekam, habe ich gemerkt: Ich bin gut genug“, erzählt Wójcik. Ihre Promotion sollte sich mit Autorinnen in der DDR beschäftigen. Sie hatte ein Promotionsstipendium für Berlin und London. Eine Chance, für die sie viele andere Geisteswissenschaftler beneiden würden. „Das Projekt war meine Leidenschaft“, erinnert sie sich.

Zwei Jahre später sitzt Wójcik mit Burn-out und Depressionen in ihrer Wohnung in Berlin und wünscht sich nichts mehr, als ihre Promotion abzubrechen und die Universitätslaufbahn zu verlassen, auf die sie sich so lange vorbereitet hat. Was ist passiert?

In Berlin musste sich Wójcik, die eigentlich anders heißt, aber ihre Privatsphäre schützen möchte, als Einzelkämpferin durchschlagen. Das war sie so nicht gewohnt. In Großbritannien sei die Betreuung durch die Professoren und den Lehrstuhl enger gewesen. „Du sitzt jeden Tag allein in der Bibliothek und bist in einer fremden Stadt, wo du niemanden kennst“, erinnert sie sich. Nicht nur Einsamkeit machte ihr zu schaffen. „Gleichzeitig gab es immer auch den Druck, dass du weiterschreibst, weiter produzierst, weiter lieferst“, sagt sie. In den ersten Monaten in Berlin musste Wójcik eine Prüfung absolvieren, von der abhing, ob sie weiter am Department bleiben könne. Danach habe sie sich keine Pause gegönnt. „Das Projekt war meine große Leidenschaft und ich habe meine ganze Lebensenergie in die Promotion gesteckt. Das war ein Fehler.“ Mit jedem schlechten Tag, den Wójcik glaubte, für ihre Arbeit verloren zu haben, erhöhte sich der Druck, die Arbeitszeit nachholen zu müssen. Ein Teufelskreis, dem man allein nur schwer entkommen kann.

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