Der wilde Westen

Today, the pyramids of the industrial revolution just uselessly stand in the way, they’re a scar in the landscape. The deafening noises have been replaced by silence, but if you listen carefully they will tell you their story.“[1]

Am Fuße der Halde Haniel wächst ein dichter Laubwald. Dahinter beginnt ein Kreuzweg. Auf diesem Lehrpfad der unzähligen Leiden Christi stehen Kruzifixe neben Kohlekarren. Ganz hoch oben am Ende befindet sich ein Plateau. Grau und kahl liegt es da. Von hier reicht der Blick bis ins Tal: das Ruhrgebiet wie auf einem Präsentierteller. Die Halde ist still. Am hohen Rand des Plateaus steht eine Reihe bunter Stelen aus alten Eisenbahnschienen, wie an einer Perlenkette aufgezogen: das Totem von Bottrop.

Die Halde Haniel gehört zu Prosper-Haniel, der letzten aktiven Zeche im Ruhrgebiet. Sie wurde am 21. Dezember 2018 geschlossen. Damit endete ein großes Kapitel des Ruhrgebiets. Die Kohle als Brennstoff der Region ist nun offiziell ein Fossil, das nur noch hinter Museumsglas betrachtet werden kann. Jetzt, 2020, ist die Zeit reif für einen Spaziergang zu den Relikten dieser Zeit und der Frage, wie mit diesen Ruinen der Regionen umgegangen wird. Am Ende des Spaziergangs stehen die Halden als Monumente da, als Pyramiden des Potts, die es zu bewahren gilt, weil sie mehr als der Abfall eines zum Erliegen gekommenen Industriezweigs sind. Ein Wüstenland, dem einst der Quell der deutschen Industrialisierung entsprang.

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