Design, das diskriminiert

Alles fing mit Toiletten an. Als die Journalistin Rebekka Endler den Auftrag erhielt, sich mit Klos zu beschäftigen, ahnte sie noch nicht, dass aus ihrer Recherche ein ganzes Buch entstehen würde. Es ging um »Potty Parity«, also die ungleiche Verteilung öffentlicher Toiletten für Männer und Frauen. Die Frage, wer wo pinkelt, ist nicht egal, sondern politisch. Besonders für Frauen, weil für sie die Suche nach einem abgelegenen Busch auch ein Sicherheitsrisiko sein kann.

Noch immer müssen rund 4,5 Milliarden Menschen auf der Welt ohne ein funktionierendes Sanitärsystem auskommen, von ihnen sterben etwa 280 000 Menschen jedes Jahr an Krankheiten wie Cholera. Obwohl Sanitäranlagen so wichtig sind, gibt es sie in vielen Städten in Deutschland primär für Männer – in Form von Pissoirs, also eher ungeeignet für Frauen. Während Frauen darauf angewiesen sind, einige der wenigen Toiletten zu finden und dafür häufig noch zahlen müssen, können Männer schnell und kostenlos austreten.

Einmal angefangen zu recherchieren, fielen Endler immer mehr Beispiele für Designs ein, die eine Welt reproduzieren, in der Frauen sich nur schwer wohlfühlen oder zurechtfinden können: Autos, Sprache, Städte, Bürostühle, Medikamente, Architektur und Fahrradsättel – die Liste ließe sich lange fortführen. In ihrem Buch »Das Patriarchat der Dinge« führt Endler all diese Beispiele zusammen, in denen der Mann das Maß aller Dinge ist und bettet sie in einen (historisch-)feministischen Diskurs ein, um zu erklären, wie patriarchales Design entstanden ist und wie es den Machtanspruch von Männern unterstützt.

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