Als Fred Chin eine Lilie auf einen der unzähligen Gedenksteine legt, hat es schon viele Stunden ununterbrochen geregnet. Der jungenhafte alte Mann ist Teil einer Prozession, die mit Schirmen und Regenjacken im Hof des ehemaligen Jingmei-Gefängnisses am Rande Taipehs langsam an großen Schwarz-Weiß-Fotografien vorbeizieht. Sie zeigen, was hier einmal Alltag war: ausgemergelte Körper, die in Reih und Glied vor den Wärtern stehen.
Fred Chin war eins der Opfer. Als 18-Jähriger kam er von Malaysia auf die Insel Taiwan, um zu studieren. „Das war die schlimmste Entscheidung meines Lebens“, sagt er. 1971 wurde er von der Geheimpolizei abgeholt. Chin kann sich bis heute nicht erklären, warum. Die Polizisten zwangen ihn, Blut zu trinken, und hängten ihn kopfüber auf. „Sie folterten mich so lange, bis ich gestand, ein malaysischer Terrorist zu sein“, erinnert sich der heute 73-Jährige. „Ich versuchte, mich umzubringen, aber scheiterte.“ Das Militärgericht verurteilte ihn zu zwölf Jahren Gefängnis. Der heutige Tag Anfang November ist ihm und den anderen Opfern des damaligen Regimes gewidmet. Ihnen ist es zu verdanken, dass es das Gefängnis noch gibt, denn es waren die Opfer selbst, die gegen den Abriss gekämpft haben. Seit 2007 dient der Bau als Gedenkstätte und erinnert an Gräueltaten, die viele in Taiwan gern vergessen würden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahmen der Militärführer und Politiker Chiang Kai-shek und seine chinesische Nationalpartei, die Kuomintang (KMT), die Herrschaft über Taiwan. Dort wurden sie zunächst freudig begrüßt, doch schnell wuchs bei den Taiwanern die Unzufriedenheit mit der KMT, unter der die Inflation stieg und die Korruption im Land zunahm. Nicht minder stark misstrauten die Festlandchinesen den Taiwanern, die gerade erst aus der jahrzehntelangen japanischen Kolonialherrschaft befreit worden waren und kaum Hochchinesisch, dafür aber das verhasste Japanisch sprachen.
Als Fred Chin eine Lilie auf einen der unzähligen Gedenksteine legt, hat es schon viele Stunden ununterbrochen geregnet. Der jungenhafte alte Mann ist Teil einer Prozession, die mit Schirmen und Regenjacken im Hof des ehemaligen Jingmei-Gefängnisses am Rande Taipehs langsam an großen Schwarz-Weiß-Fotografien vorbeizieht. Sie zeigen, was hier einmal Alltag war: ausgemergelte Körper, die in Reih und Glied vor den Wärtern stehen.
Fred Chin war eins der Opfer. Als 18-Jähriger kam er von Malaysia auf die Insel Taiwan, um zu studieren. „Das war die schlimmste Entscheidung meines Lebens“, sagt er. 1971 wurde er von der Geheimpolizei abgeholt. Chin kann sich bis heute nicht erklären, warum. Die Polizisten zwangen ihn, Blut zu trinken, und hängten ihn kopfüber auf. „Sie folterten mich so lange, bis ich gestand, ein malaysischer Terrorist zu sein“, erinnert sich der heute 73-Jährige. „Ich versuchte, mich umzubringen, aber scheiterte.“ Das Militärgericht verurteilte ihn zu zwölf Jahren Gefängnis. Der heutige Tag Anfang November ist ihm und den anderen Opfern des damaligen Regimes gewidmet. Ihnen ist es zu verdanken, dass es das Gefängnis noch gibt, denn es waren die Opfer selbst, die gegen den Abriss gekämpft haben. Seit 2007 dient der Bau als Gedenkstätte und erinnert an Gräueltaten, die viele in Taiwan gern vergessen würden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahmen der Militärführer und Politiker Chiang Kai-shek und seine chinesische Nationalpartei, die Kuomintang (KMT), die Herrschaft über Taiwan. Dort wurden sie zunächst freudig begrüßt, doch schnell wuchs bei den Taiwanern die Unzufriedenheit mit der KMT, unter der die Inflation stieg und die Korruption im Land zunahm. Nicht minder stark misstrauten die Festlandchinesen den Taiwanern, die gerade erst aus der jahrzehntelangen japanischen Kolonialherrschaft befreit worden waren und kaum Hochchinesisch, dafür aber das verhasste Japanisch sprachen.
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