Als wir dichtgedrängt wie Mastschweine in Schallgeschwindigkeit der Erde entgegen rasen, passiert etwas, das Eltern wohl für normal halten. In dem Aufzug des Berliner Fernsehturms, der eigentlich für rund acht Menschen vorgesehen sein muss, stehen sich aus Gewinnmaximierungsgründen ungefähr 25 Menschen gegenseitig auf den Füßen. Ich spüre den Atmen eines Mannes im Nacken, den Ellenbogen eines fremden Kindes in der Hüfte. Wegen der unangenehmen Situation spricht niemand ein Wort, bis die Stimme eines Jungen die Stille durchbricht. „Mama, ich hab Durst!“
Seine Mutter schaut ihn ungläubig an. Keiner hier kann sich bewegen, geschweige denn einen Rucksack ausziehen, nach einer Wasserflasche suchen und dann auch noch trinken. Sie ruft: „Jetzt!?“. Während ich noch lache, denke ich mir, dass ich mit meinem Besuchs-Kind ein gutes Los gezogen habe. Mein Neffe hat sich zwar, anstatt die Hauptstadt aus 300 Metern Höhe anzuschauen, lieber auf dem Klo versteckt und „Pokemon Go“ auf dem Smartphone gespielt – eine Beschäftigung, für die ich nicht 40 Euro Eintritt hätte bezahlen müssen – aber ansonsten hat er sich ziemlich gut benommen.
Obwohl ich die Patentante meines kleinen Neffen bin, habe ich in den wenigen Jahren unserer Beziehung nie Zeit mit ihm allein verbracht. Das liegt auch daran, dass er in Essen wohnt. Mittlerweile ist er elf Jahre alt, also nicht mehr Kind, aber auch noch kein Erwachsener. Er findet Dinge cool (Smartphones, Basketball, Anime) oder uncool (alles andere). Was ist er wohl für ein Mensch, fragte ich mich an Weihnachten und lud ihn zu mir ein – auch für ihn die erste Reise, die er ohne ein Elternteil verbringen würde. Vier Tage in Berlin, so der Plan. Wie wird es mit ihm in einer Stadt, die nicht gerade bekannt dafür ist, besonders kinderfreundlich zu sein?
Wir fahren vom Bahnhof zu mir nach Hause. Schon jetzt gibt es die typischen Fragen. „Wann sind wir zuhause?“ – „Noch acht Stationen!“ Für ein Kind, dessen maximaler Bewegungsradius der Weg zwischen Schule und Zuhause ist, müssen die Wege in Berlin abenteuerlich lang sein. Als wir mit dem ICE in Spandau hielten, wollte er mir nicht glauben, dass das schon Berlin ist.
Als wir dichtgedrängt wie Mastschweine in Schallgeschwindigkeit der Erde entgegen rasen, passiert etwas, das Eltern wohl für normal halten. In dem Aufzug des Berliner Fernsehturms, der eigentlich für rund acht Menschen vorgesehen sein muss, stehen sich aus Gewinnmaximierungsgründen ungefähr 25 Menschen gegenseitig auf den Füßen. Ich spüre den Atmen eines Mannes im Nacken, den Ellenbogen eines fremden Kindes in der Hüfte. Wegen der unangenehmen Situation spricht niemand ein Wort, bis die Stimme eines Jungen die Stille durchbricht. „Mama, ich hab Durst!“
Seine Mutter schaut ihn ungläubig an. Keiner hier kann sich bewegen, geschweige denn einen Rucksack ausziehen, nach einer Wasserflasche suchen und dann auch noch trinken. Sie ruft: „Jetzt!?“. Während ich noch lache, denke ich mir, dass ich mit meinem Besuchs-Kind ein gutes Los gezogen habe. Mein Neffe hat sich zwar, anstatt die Hauptstadt aus 300 Metern Höhe anzuschauen, lieber auf dem Klo versteckt und „Pokemon Go“ auf dem Smartphone gespielt – eine Beschäftigung, für die ich nicht 40 Euro Eintritt hätte bezahlen müssen – aber ansonsten hat er sich ziemlich gut benommen.
Obwohl ich die Patentante meines kleinen Neffen bin, habe ich in den wenigen Jahren unserer Beziehung nie Zeit mit ihm allein verbracht. Das liegt auch daran, dass er in Essen wohnt. Mittlerweile ist er elf Jahre alt, also nicht mehr Kind, aber auch noch kein Erwachsener. Er findet Dinge cool (Smartphones, Basketball, Anime) oder uncool (alles andere). Was ist er wohl für ein Mensch, fragte ich mich an Weihnachten und lud ihn zu mir ein – auch für ihn die erste Reise, die er ohne ein Elternteil verbringen würde. Vier Tage in Berlin, so der Plan. Wie wird es mit ihm in einer Stadt, die nicht gerade bekannt dafür ist, besonders kinderfreundlich zu sein?
Wir fahren vom Bahnhof zu mir nach Hause. Schon jetzt gibt es die typischen Fragen. „Wann sind wir zuhause?“ – „Noch acht Stationen!“ Für ein Kind, dessen maximaler Bewegungsradius der Weg zwischen Schule und Zuhause ist, müssen die Wege in Berlin abenteuerlich lang sein. Als wir mit dem ICE in Spandau hielten, wollte er mir nicht glauben, dass das schon Berlin ist.
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