Generation Nichtschwimmer

Der vierjährige Eskil strampelt wild mit den Füßen im Wasser, sein Blick ist verunsichert. Er streckt die Arme nach seiner Mutter aus, die ein paar Meter von ihm entfernt im Becken steht. Als er sie erreicht, umklammert er ihren Hals, sie redet beruhigend auf ihn ein. Eskil kann nicht schwimmen – aber das soll sich in diesem Sommer im Freibad des Berliner Stadtteils Pankow ändern.

Ingrid Ogenstedt nimmt ihren Sohn ein Stück zurück ins seichtere Wasser, stellt ihn auf die Füße und erklärt: „Du musst mit den Armen große Kreise machen.“ Sie macht die Armbewegung vor: erst beide Hände in die Mitte nehmen, dann nach oben ziehend auseinander gleiten lassen wie ein großes Herz. Eskil versucht es. Heraus kommt ein stabiler Hundestil. „Sehr gut“, ruft Ogenstedt ihm zu. Es ist nicht nur Eskils erster Tag als Schwimmer, sondern auch ihr erster Tag als Schwimmlehrerin.

Seit November 2020 waren die Hallenbäder geschlossen, es gab kein Schul- und kein Vereinsschwimmen mehr. Schon vor Corona war es in vielen Städten schwer, einen Platz im Schwimmkurs zu bekommen. Jetzt ist es nahezu unmöglich. Nur die Freibäder haben offen, am Anfang des Sommers mussten Besucher noch einen Negativtest vorweisen, jetzt reichen ein Zeitslot und das dazugehörige digitale Ticket. Ogenstedt nimmt die Ausbildung ihres Sohnes selbst in die Hand, denn wie viele Eltern macht sie sich Sorgen. „Man hört ja so Geschichten“, sagt Ogenstedt. „Es gab mal den Fall, dass ein Zehnjähriger zu Hause im Pool ertrunken ist, obwohl die Eltern da waren“, erinnert sie sich.

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